Target-Training für eine motivierte, korrekte Freifolge

Targets im Hundetraining

Targets sind in unserem Zusammenhang Objekte, die uns helfen, den Hund zu steuern und mit ihm zu kommunizieren. Für den Hund ist das Target eine Orientierungshilfe, die ihn unterstützt, zu verstehen, was wir von ihm wollen. Der Hund lernt, sein Target anzuschauen, anzutippen, sich darauf zu stellen oder sonst ein Verhalten im Zusammenhang damit zu zeigen.

Das Entscheidende besteht darin, dass das Target beim Hund zum einen ein bestimmtes Verhalten, zum anderen aber auch eine bestimmte Emotion auslöst. Sieht der Hund sein Target, wird eine Verhaltenskette abgerufen und der Hund zugleich in eine immer gleiche Stimmung versetzt. Für uns wären das zum einen äußerlich das Bild einer aufmerksamen Freifolge, zum anderen innerlich eine positive, motivierte Stimmung.

Das Target ist dabei ein Hilfsmittel, was uns den Hund lenken lässt. Es baut ihm eine Brücke, ist aber immer nur ein Zwischenschritt, um am Ende an einem Verhalten anzukommen, was wir auch ohne dieses Hilfsmittel abrufen können. Im Zusammenhang mit der Freifolge ist es am Ende unser Ziel, dem Hund zu vermitteln, dass er anhaltend seitlich am Hundeführer hochschauen soll und sich davon eine Belohnung versprechen darf, weshalb er sich dabei gut fühlen soll. Das Ziel ist es nicht, alleine das Objekt anzusehen. An diesem Punkt dürfen wir also in der Ausbildung auf keinen Fall stehen bleiben. Das Objekt ist nur ein Hilfsmittel, um dem Hund eine Brücke zu bauen und ihn zu steuern. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der oft nicht ausreichend deutlich gemacht wird. Bezugspunkt der Konditionierung muss am Ende das Bild sein, was der Hund auch in der Prüfung hat, und letztlich sein Kommando. Hat er lediglich verstanden, dass er sein Bällchen anzuschauen hat, wird er dieses Verhalten in der Prüfung zwangsläufig nicht abrufen können, weil sein Bällchen dann nicht da ist. Es mag dem Hundeführer ein gutes Gefühl vermitteln, wenn der Hund in der Übungsstunde hinter der sichtbaren Beute herlaufend schön „fußläuft“. Mit Ausbildung hat das aber noch nichts zu tun. Der Hund muss mit jeder Methode am Ende ein Verständnis für seine Position auch in Abwesenheit unserer Ausbildungshilfsmittel entwickelt haben und diese auf sein Hörzeichen hin einnehmen und beibehalten.

Welches Objekt als Target?

Das Prinzip, den Blick des Hundes mit einem Objekt  in eine Richtung zu lenken, machen sich die meisten Methoden zu Nutze, mit denen wir unseren Hunden die Freifolge beibringen können. Auch der Ball bzw. die Beißwurst oder das Futter unterm Arm sind ebenso wie das Gesicht des Hundeführers jeweils Targets für den Hund, also Ziele seiner Aufmerksamkeit. All diese Objekte sollen letztlich den Wunsch bei ihm auslösen, möglichst anhaltend und gut gelaunt in die entsprechende Richtung zu schauen und so das Bild einer aufmerksamen Freifolge zu bauen. Die Konditionierung auf das Gesicht nutzt dabei ein instinktiv zur Kommunikation angelegtes Muster und letztlich überwiegend den Meutetrieb des Hundes. Auch Beute oder Futter, zunächst sichtbar unterm Arm positioniert, haben für den Hund schon an sich einen Wert und bedienen direkt seine Triebe. Sie werden deshalb auch vom untrainierten Hund instinktiv angenommen. Ein Target wie unser Positions-Button ist im Gegensatz dazu zunächst ein neutraler Gegenstand. Den Wunsch, diesen Button zu fokussieren und dabei eine starke positive Emotion zu verspüren, müssen wir erst „aufbauen“.

Als Target stehen uns also zum einen die schon instinktiv mit Bedeutung aufgeladenen Objekte, sogenannte primäre Verstärker, zur Verfügung, zum andern können wir uns durch gezieltes Training aber auch eigene Targets „aufbauen“ (sog. sekundäre Verstärker). In die erste Kategorie fallen Objekte, die selbst schon das Triebziel des Hundes darstellen, also Beute, Futter oder auch die unmittelbare Kommunikation durch Augenkontakt. In die zweite Kategorie fallen grundsätzlich alle möglichen Objekte, die wir nutzen wollen. Für unsere Bedürfnisse im Zusammenhang mit der Freifolge haben wir unseren Positions-Button entwickelt. Dabei handelt es sich um eine gelbe Metallplatte, die Du mittels Magnet an der für Dich und Deinen Hund passenden Stelle befestigen kannst. Wie das genau aussieht, kannst Du dir hier anschauen. Wichtig ist erstmal, dass der Button als solches für den Hund keine Beute und eben kein unmittelbares Triebziel ist. Es soll ihn weder fressen, noch damit spielen, er soll ihn verstehen.

Vorteil eines Positions-Targets

Der Vorteil, wenn wir auf ein Triebziel als Target zurückgreifen, liegt klar auf der Hand: wir müssen nicht lange eine Reaktion aufbauen, wir bekommen sie quasi frei Haus. Für jedes Triebziel existiert schon eine fest im Hund installierte Verhaltenskette. So wird er zum Beispiel beim Anblick einer Beute den Anreiz verspüren, diese zu jagen und zu packen. Das Stückchen Futter wird er fressen wollen. Über den Blick in die Augen wird er Kontakt zu seinem Hundeführer aufnehmen wollen. All das passiert instinktiv.

Auf der anderen Seite führt dieses vorgegebene Verhaltensprogramm aber auch an vielen Stellen zu Problemen. So wird ein triebstarker Hund „seine“ Beute unterm Arm packen wollen, sobald er sie sieht. Wir müssen ihm also erst erklären, dass er sie zunächst nur anschauen und erst nach Freigabe schnappen darf. Da wird man je nach Charakter des Hundes auch mal deutlicher werden müssen. Konflikte sind an dieser Stelle vorprogrammiert. Wenn wir mit der Ausbildung der Freifolge beginnen, sind unsere Hunde aber noch ziemlich jung. Da wollen wir so wenige Einwirkungen wie möglich setzen. Einige Hunde wiederum verfallen bei dem Anblick der Beute in ein Lauerverhalten. Sie verspannen, können nicht mehr locker mitgehen, laufen im Pass, die Rute wird nicht mehr schön hoch getragen, die Grundstellungen werden langsam und spannig. Es ist sehr schwer, einen Hund, der zu diesem Verhalten neigt, dazu zu bewegen, aus dem Lauern herauszukommen, da es sich um eine in seinen Instinkten angelegte Verhaltenskette handelt.

Das Problem bei der Arbeit mit sichtbarem Triebziel ist, dass dieser Reiz bei den meisten Hunden jede weitere Information überlagert. Er sieht nicht mehr den Rest seines Hundeführers, sondern ist wie hypnotisiert nur auf seine Beute fixiert. Ein Lernen ist so nur sehr eingeschränkt möglich. Ein Verständnis für seine Position, wie er sie am Ende unserer Ausbildung haben soll, können die meisten Hunde deshalb erst dann entwickeln, wenn die Beute oder das Stück Futter unsichtbar unter dem Arm getragen werden. Weil das so ist, können wir nur kleine, flache Beuteobjekte nutzen. Die Lieblingsbeißwurst oder der große gelbe Ball fallen damit weg. Unter einen schlanken Damenarm wird nicht viel mehr als eine sehr kleine, flache Beißwurst passen. Das reicht aber einigen Hunden schon nicht mehr aus als Motivation. Auch ein Spiel damit ist nurnoch sehr eingeschränkt möglich. Schließlich besteht immer die Gefahr des Verschluckens.

Nutze ich ein bestimmtes Triebziel als Target in der Ausbildung, bin ich zudem auf eben dieses als Bestätigung beschränkt. Arbeite ich mit Beute oder Futter unterm Arm, kann ich eben nur dieses Objekt fallen lassen und den Hund so bestätigen. Habe ich einen Hund, der lieber frisst als spielt, muss ich ein Futter finden, was sich gut unterm Arm tragen lässt, was gut fällt, nicht an der Kleidung klebt. Nutze ich eine Beute, muss ich sie gut handeln können unterm Arm. Als Bestätigung kann ich nur fallen lassen. Habe ich einen Hund, der nicht so hoch im Trieb steht, kann es sein, dass ihm das nicht ausreicht. Ich kann die Beute oder das Futter nur schwer zusätzlich beleben. Will mein Hund lieber mit seinem Hundeführer kämpfen als einer fallenden Beute nachgehen, kann ich sein Potential möglicherweise nicht ganz ausschöpfen. Ich kann auch nicht in meiner Bestätigung variieren und mal mit Futter, mal mit Beute bestätigen. Das macht mich in der Bestätigung ziemlich unflexibel.

Der Positions-Butten dagegen ist zwar auch ein für den Hund sichtbares Objekt. Anders als das Triebziel ist es aber stets nur ein Versprechen und ein Hilfsmittel, der Hund musste von Anfang an mitdenken und verstehen, dass er nur über diesen Umweg zu seinem Ziel, der Bestätigung kommt. Er ist davon nicht derart gefangen, dass er seine Perspektive auf den Hundeführer garnicht mehr wahrnimmt. Er speichert vielmehr diese Blickrichtung, die nur durch den Button gesteuert ist, von Anfang an als Information ab. Fehlt in der Prüfung der Button, fehlt nicht sein Motivationsmittel. Er hat schon im Training von Anfang an gelernt, ein Verhalten anzubieten, obwohl er seine Bestätigung nicht sieht. Seine Bestätigung kam schon immer „aus dem Nichts“. Dabei sind wir völlig frei in der Wahl der Bestätigung, können mal mit Futter, mal mit Beute bestätigen. Auch große Beuten sind kein Problem, weil wir sie ohnehin nicht sichtbar am Körper oder an einer bestimmten Stelle am Körper tragen müssen. Wir können dabei ganz auf die Bedürfnisse des Hundes eingehen. Der Rüpel darf kämpfen, der Fressfreund dem Futterstück nachjagen.

Auch die Position, in die wir unseren Hund bringen wollen, können wir mit Hilfe des Buttons sehr individuell bestimmen. Wir können ihn genau da positionieren, wo wir ihn brauchen, damit der Hund das Bild macht, was wir wollen. Habe ich einen Hund, der aufgrund seiner Anatomie den Kopf nicht überstreckt oben tragen kann (oder gefällt mir dieses Bild vielleicht einfach nicht), positioniere ich den Button einfach ein Stück weiter vorne und vermittle meinem Hund, den Kopf leicht eingedreht zu tragen. So kann ich ihn auch ein Stückchen nach vorne holen, wenn er mit halbschräg getragenem Hals sonst mit der Front leicht hinter dem Bein des Hundeführers liefe. Konditioniere ich einen solchen Hund auf die Achsel des Hundeführers, wird seine Position nicht passen. Auf der anderen Seite wird die Konditionierung auf das Gesicht des Hundeführers den Hund verleiten, weiter vor zu kommen und vielleicht sogar leicht auszudrehen, damit der Blick noch unmittelbarer in die Augen des Hundeführers gerichtet werden kann. Gerade kleinere Hunde werden stark zu diesem Verhalten neigen.

Was sind die einzelnen Schritte?

Hier wollen wir Euch ganz kurz die wichtigsten Schritte beim Aufbau der Freifolge mit Hilfe unseres Positions-Buttons zeigen. Sprecht uns gerne an, wenn Ihr Fragen habt. Zum Austausch haben wir übrigens unter „Dogs Teamwork @ home“ auch eine tolle Facebook-Gruppe, in der Ihr sowohl mit uns als auch mit anderen Sportskollegen in Kontakt treten könnt.

Der 1ste Schritt: Antippsen

Der 2te Schritt: länger am Button bleiben

Der 3te Schritt: Fokus aus der Grundstellung

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